„I am an irregular by nature, you know?“ – dieser beiläufige Satz des britischen Architekten Murray Church, Chefarchitekt des Münchner Olympiadorfs von 1972, ist der Ausgangspunkt der Ausstellung „Irregular“ . Er benennt eine Haltung, die sich der Regel entzieht – eine ästhetische wie politische Entscheidung, unregelmäßig zu denken, zu entwerfen und zu leben.
„Irregular“ begreift Architektur als Ausdruck von Freiheit und Fragilität. Die Ausstellung führt von den frühen Experimenten des Leichtbaus und der Luftfahrtarchitektur der 1930er-Jahre über die Ingenieurkunst der Spannseilbrücken am Rhein bis hin zu den membranartigen Dachstrukturen des Olympiageländes von 1972 – einem Symbol für ein offenes, bewegliches Deutschland.
Doch im Mittelpunkt steht nicht die Fortschrittsgeschichte der Technik, sondern die innere Bewegung: das Abweichen, das Zweifeln, das Suchen nach neuen Formen des Zusammenarbeitens und Lebens.
Räumlich übersetzt sich dieses Denken in eine Choreografie des Ungleichgewichts: Der Ausstellungsraum wird zur Versuchsanordnung mit durchlässig und unregelmäßigen gesetzten Sichtachsen. Zwischen traditionellen Medien wie Malerei und Aquarell, hin zu Video und VR entsteht ein Feld, in dem sich Architektur als körperliche Erfahrung von Instabilität und Möglichkeit offenbart -als Suche nach Heimat, als Himmelssprung und Himmelsfahrt, als Erfahrung des Unbehaust seins und der unstillbaren Sehnsucht nach dem Heimisch-Werden in einer fragilen Welt.
Boom, 48x36cm, 2024
Entourage, 48x36cm, 2024