Architekt, Galerie KK5
ARCHITEKT setzt bei der These an, der DDR-Städtebau sei ein rationales Gemeinschaftsprojekt gewesen – und zeigt sofort, wie brüchig dieses Narrativ ist. Leipzigs Planung der 1970er erscheint nicht als Ausdruck kollektiver Vernunft, sondern als konfliktreiches Geflecht aus politischen Vorgaben, bürokratischen Reflexen und punktuellen architektonischen Ambitionen. Die vermeintliche Planmäßigkeit entpuppt sich als rückblickende Konstruktion.
Das kammerspielartige Format dient als analytisches Instrument: Drei Akte – Funktion gegen Fantasie, Ordnung gegen Freiheit, Staat gegen Individuum – offenbaren, dass die Trennung von Architektur und Macht ein Mythos ist. Die fiktive Wohnung über der Stadt markiert den Abstand zur historischen Realität; die Figuren fungieren als Reflexionsflächen, nicht als Repräsentanten.
Am Matthäikirchhof zeigt sich das geordnete Chaos des Systems exemplarisch. Modelle und Dokumente wirken wie Material eines offenen Gutachtens und laden zum Zweifel ein. Der Epilog macht deutlich, dass das Ungebaute weniger an Kühnheit scheiterte als an einem System, das vor eigenen Zukunftsbildern zurückschreckte.